Die Geschichte der Backsteinarchitektur in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Beispiel für eine gelungene Integration. Auch wenn man die mächtigen Kirchen und Klöster, die trutzigen Wallanlagen mit ihren verzierten Toren und die schmuckreichen Bürgerhäuser mit der Hanse und ihrer Verwurzelung im Norden des Kontinents rund um die Ostsee verbindet – seinen Ursprung hat der Backstein in den warmen Ländern des Südens. In Europa wurde er zuerst in Italien und Spanien, von den Römern und Mauren, verwendet. Aber auch schon in China und Mesopotamien war der Backstein bekannt – wer beispielsweise das altbabylonische Ischtartor im Berliner Pergamon-Museum bewundert hat, hat ein 2600 Jahre altes Bauwerk aus Backstein gesehen. Er ist der älteste künstliche Baustoff der Welt.
Die nordeuropäischen Baumeister des frühen Mittelalters arbeiteten im Auftrag der Zisterzienser- und Dominikanerorden. Sie griffen die Technik des gebrannten Lehmquaders auf. Indem sie den flachen plattenartigen Ziegeln der Südeuropäer die eigene Formensprache hinzufügten, also quasi das Fremde den eigenen Gegebenheiten und Anforderungen anpassten, entwickelten sie etwas ganz Neues, das bestimmend für die gebauten Landschaften des Nordens wurde. Mit dem Klosterstein in seinem harmonischen Verhältnis der Kantenlängen von 6:3:2 und seinen vielen Variationen entstand ein Baumaterial, das eine beeindruckende Vielfalt hervorbrachte. Dem vor mehr als 800 Jahren heimisch gewordenen Backstein in seiner warmen rötlichen Ausprägung verdanken wir in Mecklenburg-Vorpommern grandiose Architektur, die unsere norddeutsche Identität ganz besonders prägt.