Das Baukunstarchivs MV mit wertvollem Konvolut des Ingenieurs Ulrich Müther
Dem fachkundigen Engagement von Dr. Eva-Maria Barkhofen, Architekturhistorikerin und bundesweit einzige, öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für architekturbezogene Kunst und Archivobjekte, und Prof. Dipl.-Ing. Matthias Ludwig, Leiter des Baukunstarchivs M-V, Lehrender für Entwerfen – Architektursimulation und stellv. Studiendekan an der Hochschule Wismar, ist die Grundsteinlegung für das landesweit einzige Architekturarchiv zu verdanken. Grundlage für die Einrichtung eines Baukunstarchivs M-V ist die Übernahme des umfangreichen Müther-Archivs an die Hochschule Wismar gewesen. Frau Dr. Barkhofen erklärt: „Müther übereignete noch zu seinen Lebzeiten sein Werkarchiv mit Modellen, Handzeichnungen, Plänen, statischen Berechnungen und Baugenehmigungsakten sowie Korrespondenzen.“ Eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sicherte zudem die systematische Erfassung und Bearbeitung des Bestandes, der heute mittels einer Datenbank für Recherchezwecke zugänglich ist.
Eines von 20 Institutionen in Deutschland
Anlässlich der Besichtigung wurden die Räumlichkeiten sowie dessen Anforderungen an die Nutzung eines Archives bezüglich konservatorischer Vorgaben wie Temperatur, Luftfeuchte, Statik und Mobiliar näher vorgestellt. „Das Baukunstarchiv M-V ist heute eines von mehr als 20 Institutionen in Deutschland, die sich ausschließlich der Archivierung von architekturbezogenen Dokumenten widmen. Und es sieht sich in seiner Arbeit der Region Mecklenburg-Vorpommern verpflichtet, immer mit dem Bezug in die heutige Zeit“, hebt die Architekturhistorikerin hervor. Sie verweist auf die Bedeutung, aber auch Herausforderungen von Architekturarchiven: „Jede Sammlungs- und Archivleiterin und jeder Leiter muss der Fülle von Materialien äußerst kritisch gegenüberstehen, die auf das Archiv zukommt. Die zunehmenden Kosten für Lagerung, archivische Betreuung und Restaurierungsaufwand beinhalten Problemstellungen, die heute mehr denn je an Bedeutung gewinnen. Das Archiv steht für eine interessierte Öffentlichkeit zur Forschung und Einsichtnahme offen.“
Wiederentdeckung der Hyparschalen von Ulrich Müther
Der Gegenwartsbezug des Baukunstarchivs M-V bleibt ungebrochen mit dem Bestreben, den mitunter denkmalgeschützten Bestand in neue Nutzungen zu überführen. Prof. Matthias Ludwig berichtet von einer „Wiederentdeckung“ der Hyparschalen von Ulrich Müther – statt Abriss widmen sich Planer und Bauherren der Wiederherstellung und aufwendigen Sanierung: „Gerade zu aktuellen Sanierungen wie beispielsweise der Modernisierung der Mehrzweckhalle in Magdeburg, der Messehalle in Rostock-Schutow und der Stadthalle Neubrandenburg kann das Müther-Archiv aufschlussreiche Dokumente zu komplexen statischen Berechnungen und zu bautechnischen Zeichnungen aus der Zeit der Entstehung liefern, aber auch, um daraus Hinweise für bauliche Maßnahmen zum Erhalt der Gebäude und deren Konstruktion für die Zukunft abzuleiten.“
In einer anschließenden offenen Gespräch tauschten sich die Gäste zum kulturellen Wert von Baukultur und dessen Beitrag für ein zivilgesellschaftliches Leben aus. Mehr Sensibilisierung und mehr Vernetzung des baukulturellen Engagements in M-V sind nach Meinung der Gäste weiterhin notwendig und stärker zu fördern – ein Anliegen, dem sich der Verein Initiative Baukultur M-V e. V. verpflichtet hat.
Alle Informationen zu aktuellen Baukultur-Events können Sie im Baukultur-Kalender unter: www.baukultur-mv.de/kalender sowie auf Instagram nachlesen unter:
@ verein_initiative_baukultur_mv .